Grundlagen & Wissen
Homöopathie für Senioren
Inhaltliche Betreuung
Ulrike Schlüter - Heilpraktikerin
Ich bin seit 2008 in eigener Naturheilpraxis in der Eifel mit Schwerpunkt Homöopathie und seit 2012 als Medizinjournalistin – ebenfalls mit Schwerpunkt Homöopathie - tätig. Als Dozentin für Kinder-Homöopathie betreue ich eine Fachweiterbildung für Heilpraktiker und Ärzte im Bereich der Kinderheilkunde.
Die Homöopathie stellt eine wichtige Alternative zur begleitenden Behandlung von verschiedenen Altersbeschwerden dar. Sie kann dazu beitragen, dass die Lebensqualität von Senioren entscheidend verbessert wird und dass sie so lange wie möglich selbständig leben können.
Erhaltung der Selbständigkeit
Möglichst lange selbständig zu bleiben, ist für ältere Menschen enorm wichtig. Die Selbständigkeit hängt von der Art und der Anzahl der Erkrankungen ab. Wesentlich für das selbständige Leben ist der gute Zustand des Bewegungsapparates, um möglichst lange mobil zu bleiben. Herz- und Kreislauferkrankungen beeinträchtigen die Lebensqualität ebenfalls je nach Ausprägung mehr oder weniger erheblich. Durch den Verlust der Selbständigkeit und die eingeschränkte körperliche Belastbarkeit ziehen sich Senioren häufig zurück und verlieren zunehmend an sozialen Kompetenzen. Ziel der homöopathischen Behandlung liegt in der Verbesserung der Lebensqualität und somit der Erhaltung der Selbständigkeit. Die homöopathische Behandlung erfolgt in der Regel begleitend zur schulmedizinischen Behandlung.
Dosierung bei Senioren
Wenn Senioren bereits mehrere Medikamente zur Behandlung von Erkrankungen einnehmen müssen, empfiehlt sich der Einsatz niedriger Potenzen (D6, C6, D12, C12). Höhere Potenzen (C30 und aufwärts) würden in ihrer Wirkung durch die schulmedizinischen Medikamente möglicherweise gestört und könnten auch einen zu starken Reiz für den Organismus darstellen.
Wichtiger Hinweis: Vom Arzt verordnete Medikamente sollten auf keinen Fall eigenmächtig abgesetzt werden.
Häufig angezeigte Mittel für Senioren
- Barium carbonicum
- Calcium carbonicum
- Causticum
- Natrium chloratum
- Pulsatilla
- Rhus toxicodendron
- Silicea
Übersicht behandelbarer Beschwerden
Schwerhörigkeit
Die wichtigsten Mittel:
Barium carbonicum | Calcium carbonicum | Causticum | Phosphorus | SiliceaDie Schwerhörigkeit ist eine typische Erscheinung des höheren Lebensalters. Die Betroffenen haben ein verringertes Hörvermögen. In der Regel hören sie Geräusche oder Töne erst ab einer bestimmten Lautstärke. Schwerhörigkeit im Alter beeinträchtigt die Lebensqualität beträchtlich. Die alltägliche Kommunikation zum Beispiel in einem Gespräch oder beim Telefonieren ist eingeschränkt. Die Betroffenen ziehen sich immer mehr zurück und vereinsamen.
Barium carbonicum
Schwerhörigkeit in Verbindung mit Ohrgeräuschen. Die Betroffenen hören knackende Geräusche in den Ohren und beim Naseputzen einen Wiederhall. Die Ohrgeräusche verschlimmern sich beim Drandenken und bessern sich beim Gehen im Freien.
Calcium carbonicum
Die Betroffenen hören schlecht und das Hören ist insgesamt verändert. In den Ohren wird ein Pulsieren gespürt oder ein Krachen gehört. Geistige oder Körperliche Anstrengung verschlimmern die Schwerhörigkeit.
Causticum
Die Schwerhörigkeit geht einher mit Taubheitsgefühlen der Ohren. Die Betroffenen hören klingende oder dröhnende Geräusche. Gesprochenes oder auch Schritte hallen laut in den Ohren wieder. Bei Kälte ist die Schwerhörigkeit schlimmer.
Phosphorus
Besonders die menschliche Stimme wird sehr schlecht gehört. Andere Geräusche können noch besser gehört werden. Geräusche hallen in den Ohren wieder. Körperliche und geistige Anstrengung verschlimmern die Schwerhörigkeit.
Silicea
Schwerhörigkeit in Verbindung mit Ohrensausen. Die Betroffenen sind extrem empfindlich gegenüber jeglichen Geräuschen.
Geruchsverlust
Die wichtigsten Mittel:
Natrium chloratum | Pulsatilla | SulfurBereits ab dem 40. Lebensjahr verringert sich der Geruchssinn. Wahrscheinliche Ursache ist der Verschleiß der Geruchszellen. Verschiedene Erkrankungen können ebenfalls einen Geruchsverlust begünstigen. Im Normalfall kann der Mensch mehrere Tausend Gerüche unterscheiden. Der Geruchssinn kann gestört sein, aber auch komplett verloren gehen.
Natrium chloratum
Das Mittel ist angezeigt, wenn nach Ausheilung eines fieberhaften Infekts oder nach einem Kummer ein Verlust des Geruchssinns bleibt. Die Nase ist trocken und wund. Verschlimmerung durch Hitze.
Pulsatilla
Geruchsverlust nach langanhaltenden Entzündungszuständen der Nasennebenhöhlen, nach langer Anwendung von abschwellenden Nasentropfen oder auch bei Geruchsverlust infolge einer Antibiotika-Therapie. Besserung draußen an der frischen Luft.
Sulfur
Sulfur ist das wichtigste Mittel bei Verlust des Geruchssinns durch Medikamenteneinnahme.
Geschmacksverlust
Die wichtigsten Mittel:
Cyclamen europaeum | Natrium chloratum | Pulsatilla | Secale cornutumEin Geschmacksverlust geht meist auch mit einem Geruchsverlust einher, da dieser beim Schmecken eine bedeutende Rolle spielt. Wenn man nicht mehr gut riechen kann, nimmt man an Geschmack nur noch die fünf Hauptrichtungen wahr – süß, salzig, bitter, sauer, umami (würzig). Ein Geschmacksverlust kann zudem als Nebenwirkung verschiedener Medikamente auftreten.
Cyclamen europaeum
Kopfschmerzen oder Migräneanfälle, nach denen für einige Zeit ein Verlust des Geschmacksinns bleibt.
Natrium chloratum
Geschmacksverlust nach Ausheilung eines akuten fieberhaften Infektes oder nach einem Kummer. Bei Hitze können die Betroffenen noch weniger schmecken.
Pulsatilla
Geschmacksverlust nach Antibiotika-Einnahme oder auch nach dem Verzehr von fettigen Speisen. An der frischen Luft ist die Veränderung des Geschmacks etwas besser.
Secale cornutum
Nach der Einnahme von Medikamenten, die Mutterkorn (Secale cornutum) enthalten, kommt es zum Verlust des Geschmacksinns.
Appetitlosigkeit
Die wichtigsten Mittel:
Acidum phosphoricum | China | Ferrum phosphoricum | Ignatia | Natrium chloratumAppetitlosigkeit stellt ein großes Problem für ältere Menschen dar. Das Essen will nicht mehr so recht schmecken, weil man keinen Appetit hat, nur wenig schmeckt oder auch weil man ungern alleine ist. Auslöser der Appetitlosigkeit können verschiedene Erkrankungen und auch Medikamente sein. In der Regel verlieren Senioren nicht nur den Appetit, sondern auch das Durstgefühl mit zunehmendem Alter. Das veränderte Ess- und Trinkverhalten kann zu Abmagerung und Austrocknung (Dehydration) führen und schnell lebensbedrohlich werden.
Acidum phosphoricum
Der Appetit ist vermindert. Lediglich nach saftigen Speisen verlangt es die Betroffenen. Sie sind außerordentlich geschwächt und mit den Nerven am Ende. Anstrengung und Erkrankungen mit hohem Flüssigkeitsverlust verschlimmern die Beschwerden.
China
Die Betroffenen sind zwar sehr hungrig, haben aber keinen Appetit. Sie sind überaus nervös und durch Krankheiten mit hohem Flüssigkeitsverlust geschwächt.
Ferrum phosphoricum
Appetitlosigkeit mit besonderer Abneigung gegen Fleisch und Milch. Die Betroffenen sind nervös und empfindlich.
Ignatia
Die Betroffenen lehnen die üblichen Speisen ab. Sie haben ein Gefühl großer Schwäche im Magen. Tiefes Luftholen erleichtert dieses Schwächegefühl. Häufig wird die Appetitlosigkeit durch Kummer ausgelöst. Kaffee vermindert den Appetit noch zusätzlich.
Natrium chloratum
Appetitlosigkeit in Verbindung mit einem großen Verlangen nach Salzhaltigen Speisen. Auslöser ist häufig Kummer. Den Betroffenen geht es besser ohne regelmäßige Mahlzeiten.
Harninkontinenz
Die wichtigsten Mittel:
Acidum arsenicosum | Arnica | CausticumMenschen mit einer Blasenschwäche leiden meist sehr unter der fehlenden Kontrolle der Blase. Sie ziehen sich zurück, weil sie fürchten, dass ihr Problem durch den Geruch oder durch feuchte Flecken auf der Kleidung bemerkt wird. Die Lebensqualität wird durch eine Blasenschwäche stark eingeschränkt. Sie stellt daher nicht nur ein körperliches, sondern auch ein erhebliches psychisches Problem dar. Mögliche Ursachen sind unter anderem verschiedene Erkrankungen, eine Schwäche des Beckenbodens und der Muskulatur, Prostatavergrößerung oder eine Prostata-Operation.
Acidum arsenicosum
Passt gut zu älteren und sehr pingeligen Menschen. Die Betroffenen sind überaus ordentlich und achten sehr auf Sauberkeit. Unter ihrer Inkontinenz leiden sie stark.
Arnica
Arnica ist angezeigt, wenn die Harninkontinenz nach einer Katheterisierung oder nach einer Prostata-Operation auftritt.
Causticum
Causticum ist bei unwillkürlichem Harnabgang angezeigt. Die Betroffenen verlieren beim Husten, Lachen, Niesen oder beim Gehen unfreiwillig Urin. Häufig ist Causticum bei frösteligen und mageren Frauen angezeigt.
Osteoporose
Die wichtigsten Mittel:
Calcium carbonicum | Calcium phosphoricum | Natrium fluoratum | Silicea | Strontium carbonicum | Tellurium metallicumBei einer Osteoporose (Knochenschwund) nimmt die Knochenmasse unverhältnismäßig stark ab. Die Knochen verlieren an Stabilität und das Risiko für Knochenbrüche steigt. Ab etwa dem 70. Lebensjahr tritt die sogenannte Altersosteoporose auf. Für Osteoporose in früherem Alter können Erkrankungen, Langzeiteinnahme verschiedener Medikamente und Hormonstörungen verantwortlich sein. Zu Beginn der Erkrankung verspüren die Betroffenen meist noch keine Beschwerden. Erst im weiteren Verlauf kommt es zu Schmerzen und Knochenbrüchen.
Calcium carbonicum
Stechende Schmerzen wie bei einer Verstauchung oder Verrenkung. Schwächegefühl in Armen und Beinen. Schlimmer durch Anstrengung und Kälte. Besser beim Liegen auf der schmerzenden Stelle.
Calcium phosphoricum
Schmerzen, die bei jedem Wetterwechsel schlimmer werden und mit Steifheit oder Taubheitsgefühlen einhergehen. Die Patienten sind körperlich schnell erschöpft und nervös. Schlimmer durch Kälte und besser durch Wärme.
Natrium fluoratum
Blitzartige Schmerzen, vor allem in der Ruhe. Bewegung lindert die einschießenden Schmerzen. Die Betroffenen neigen zu Knochenbrüchen.
Silicea
Die Betroffenen leiden unter Schmerzen, sind niedergeschlagen und frieren stark. Die Beine sind kraftlos und die Hände zittern bei Benutzung. Verschlimmerung durch Waschen, Kälte und Feuchtigkeit. Besserung durch Wärme und warme Anwendungen.
Strontium carbonicum
Schmerzen in Verbindung mit großer Schwäche. Wärme, warme Anwendung und Bewegung lindern die Schmerzen. Nachts und bei Kälte oder durch kühlenden Anwendungen verstärken sich die Schmerzen.
Tellurium metallicum
Schmerzen in der oberen Brustwirbelsäule und im unteren Rücken. Die Schmerzen sind auf der linken Seite stärker. Verschlimmerung durch Berührung, beim Husten und nachts.
Degenerative Gelenkerkrankungen
Die wichtigsten Mittel:
Bryonia | Causticum | Rhus toxicodendronMit zunehmenden Alter verschleißen die Gelenke. Dabei wird der Knorpel in den Gelenken durch Abnutzung abgerieben. Die Folge sind Schmerzen und im schlimmsten Falle Gelenkversteifungen. Häufig betroffen sind die Knie und die Hüfte. Die Abnutzung der Gelenke kann nicht rückgängig gemacht werden. Daher zielt eine Therapie immer auf die Linderung der Schmerzen ab.
Bryonia
Stechende Schmerzen bei jeder Bewegung. Besserung durch ruhiges Liegen, festen Druck und kühlende Umschläge.
Causticum
Gelenkschmerzen in Verbindung mit Schwäche der Gelenke. Die Betroffenen gehen unsicher, holprig und stolpern leicht. Verschlimmerung der Beschwerden bei kaltem, trockenem Wetter. Besserung bei feuchtem, warmem Wetter.
Rhus toxicodendron
Gelenkschmerzen mit dem Gefühl der Steifheit. Verschlimmerung bei feuchtem Wetter und bei jedem Wetterwechsel. Anders als bei Bryonia verschlimmern sich die Beschwerden in der Ruhe. Die Betroffenen wechseln daher häufig die Lage oder die Sitzposition.
Schwindel
Die wichtigsten Mittel:
Amanita muscaria | Ambra grisea | Barium carbonicum | Conium maculatum | Cuprum | Gelsemium | Phosphorus | Rhus toxicodendron | TabacumAltersschwindel wird durch körperliche Veränderungen an den Augen und dem Gleichgewichtsorgan hervorgerufen. Einige Erkrankungen gehen ebenfalls mit Schwindel einher. Verschiedene Medikamente können Schwindel als Nebenwirkung hervorrufen. Schwindel bei älteren Menschen erhöht das Sturzrisiko und kann die Selbständigkeit stark einschränken.
Amanita muscaria
Schwindel, mit der Neigung nach vorne zu fallen. Geistige Anstrengung, Aufregung und Kälte verstärken das Schwindelgefühl. Die Patienten frieren stark. Sie wirken hektisch und reden viel. Wärme, Ruhe und langsames Bewegen bessern den Schwindel. Vor einem Gewitter ist der Schwindel besonders stark.
Ambra grisea
Schwindel in Verbindung mit einem Schwächegefühl im Kopf und im Magen. Die Betroffenen sind nervös und sehr empfindlich gegenüber jeglichen Sinneseindrücken. Verschlimmerung am Morgen und in warmen Räumen. Besserung durch langsame Bewegung an der frischen Luft.
Barium carbonicum
Schwindel in Verbindung mit Verwirrung. Die Beschwerden bessern sich beim Gehen an der frischen Luft. Wenn die Betroffenen an den Schwindel denken, wird er noch schlimmer.
Conium maculatum
Schwindel beim Hinlegen, im Liegen und bei Lagewechsel im Bett. Die Patienten sind körperlich und geistig enorm erschöpft. Wärme und Bewegung lindern den Schwindel. Während der Nacht ist der Schwindel am schlimmsten.
Cuprum
Der Schwindel tritt als Begleitbeschwerde vieler Erkrankungen auf. Der Kopf kann nicht gehalten werden, er fällt nach vorne auf die Brust. Verschlimmerung des Schwindels durch Berührung.
Gelsemium
Die Patienten reagieren mit ängstlichem Schwindel auf bevorstehende und aufregende Ereignisse. Besserung durch Kälte, kalte Luft und kühlende Anwendungen. Verschlimmerung durch Sonnenhitze und den Rauch von Zigaretten.
Phosphorus
Schwindel beim morgendlichen Aufwachen und beim Sehen nach oben. Besserung durch Ruhe und Wärme. Auch Essen kann den Schwindel lindern.
Rhus toxicodendron
Den Betroffenen wird beim Aufstehen schwindelig. Ruhe verschlimmert den Schwindel, während Bewegung bessert.
Tabacum
Tabacum ist angezeigt, wenn der Schwindel in Verbindung mit einem Kollapszustand auftritt. Die Patienten sind sehr blass und haben kalten Schweiß auf der Stirn. Ihnen ist sterbensübel. Im Liegen und durch frische, kühle Luft geht es den Betroffenen besser. Beim Aufstehen und am Abend verstärkt sich der Schwindel.
Literaturangaben
- Gawlik, Willibald: Homöopathie in der Geriatrie, Hippokrates-Verlag, Stuttgart, 2001
- Prof. Dr. med. Mathias Dorcsi, Dr. med Margaretha Frey: Bewährte Indikationen der Homöopathie, DHU, Karlsruhe, 2000
- Boericke, William: Handbuch der homöopathischen Arzneimittellehre, Narayana-Verlag, Kandern, 2010
Aktuelles aus Homöopathie & Naturheilkunde
Redaktionelle Leitung und Qualitätssicherung: Heilpraktikerin Ulrike Schlüter
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