Aktuelles aus der Homöopathie

Interview mit Homöopathie in Aktion

19.08.2019

Homöopathie in Aktion

Homöopathie in Aktion (HiA) möchte eine homöopathische Behandlung auch für Menschen ermöglichen, die sich die Kosten sonst nicht leisten könnten. Menschen in finanziellen Notlagen, Bezieher von Hartz-IV und Asylsuchende bedürfen gerade in diesen Situationen ganzheitlicher Unterstützung. Zahlreiche engagierte homöopathische Therapeuten setzen sich mit ihrem Wissen und ihrer Zeit dafür ein, Menschen in finanziellen Nöten eine homöopathische Behandlung gegen eine geringe Eigenbeteiligung oder mitunter sogar kostenlos zu ermöglichen.

Wir von Hallo Homöopathie finden das Projekt sehr interessant und haben ein Interview mit Frau Regina Mössner von Homöopathie in Aktion geführt.

Regina Mössner von Homöopathie in Aktion

Hallo Homöopathie:

Was ist das Ziel von Homöopathie in Aktion (HiA)?

Regina Mössner:

Mir ging es von Anfang an darum, diese Lücke in unserer Zwei-Klassen-Medizin zu füllen: auch Menschen in finanziellen Notlagen den Zugang zu guter homöopathischer Behandlung zu ermöglichen.

Letztendliches Ziel müsste es eigentlich sein, unser Gesundheitssystem so zu reformieren, dass HiA (Homöopathie in Aktion) nicht mehr gebraucht wird. Aber im Moment sind wir ja eher damit beschäftigt, noch schlimmere Entwicklungen zu stoppen, die die sogenannten Skeptiker voranzutreiben versuchen.

 

Hallo Homöopathie:

Gibt es das Angebot Homöopathie in Aktion deutschlandweit?

Regina Mössner:

Ja, HiA ist deutschlandweit tätig. Das war mir wichtig. Und ich bin sehr glücklich, dass sich aus allen Teilen Deutschlands Kolleginnen und Kollegen gemeldet haben.

Es gibt zwar leider keine gleichmäßige Verteilung unserer KollegInnen auf der Landkarte. Denn Süddeutschland ist grundsätzlich offener für die Homöopathie als nördlichere Bundesländer. Aber umso schöner finde ich es, dass wir auch im Norden und in den neuen Bundesländern HiA-KollegInnen haben!

 

Hallo Homöopathie:

Wer kann sich an Homöopathie in Aktion wenden?

Regina Mössner:

Wir haben zwei Zielgruppen für HiA: Asylsuchende und Menschen in finanziellen Notlagen. Also Hartz IV-Empfänger, Menschen mit Niedrigrenten, Invalidenrenten etc., das heißt alle, die Grundsicherung bekommen.

 

Hallo Homöopathie:

Wie funktioniert Homöopathie in Aktion für Patienten?

Regina Mössner:

Interessenten für eine Behandlung durch HiA können sich direkt bei den HiA-KollegInnen melden, wenn sie von jemandem wissen, der in ihrer Nähe ist. Ansonsten melden sich viele Menschen über das Kontaktformular auf unserer Website oder bei mir telefonisch. Dann vermittle ich sie an jemanden, der in ihrer Nähe praktiziert.

Wir möchten, dass die Patienten einen gewissen Eigenbeitrag zur Behandlung leisten. Der liegt bei ca. 10 – 15 % des normalen Honorars und wird beim ersten Telefonkontakt mit dem Behandler besprochen. Außerdem sollen sie eine Kopie ihres momentanen Hartz IV-Bescheides mitbringen.

Für Flüchtlinge entfällt der Eigenbeitrag. Sie kommen in der Regel über Betreuer in den Einrichtungen, die die Homöopathie kennen und eine Behandlung für notwendig erachten.

Dann kann eine ganz normale Behandlung losgehen.

 

Hallo Homöopathie:

Wie funktioniert Homöopathie in Aktion für Therapeuten?

Regina Mössner:

Mitmachen kann jeder, der mindestens 3 Jahre - möglichst mehr - Praxiserfahrung in klassischer Homöopathie hat, mit Fortbildungen „am Ball“ bleibt und natürlich bereit ist, ehrenamtlich zu arbeiten.

Kollegen, die sich für eine Mitarbeit interessieren, melden sich auch einfach bei mir. Dann bekommen sie alle nötigen Infos.

Die Arbeit ist grundsätzlich gemeinnützig. Kollegen, die mehr als 40 Stunden im Jahr HiA-Behandlungen gemacht haben, können aber einen Zuschuss für die darüber hinausgehenden Stunden beantragen. Mir ist es wichtig, sie zu unterstützen: Denn eine Praxis kann ehrenamtliches Arbeiten nur bis zu einem bestimmten Punkt tragen.

 

Hallo Homöopathie:

Wie finanziert sich Homöopathie in Aktion?

Regina Mössner:

Wir haben ein Spendenkonto eingerichtet, aus dem diese Zuschüsse bezahlt werden, ebenso die Übersetzerkosten des zusätzlichen Flüchtlingsprojektes, die wir uns mit den Homöopathen ohne Grenzen teilen. Unsere Spender sind meist Privatpersonen. Bei „runden“ Geburtstagen werden auch mal Firmen aus der Arbeitswelt um Spenden gebeten. Natürlich fallen auch bei uns die üblichen Büro- und Portokosten an, aber auch diese Arbeit machen wir ehrenamtlich! Da unsere Initiative ja unter dem Dach des gemeinnützigen Vereins Homöopathie Forum e. V. steht - das uns übrigens bürotechnisch sehr unterstützt -, können wir natürlich auch Spendenbescheinigungen ausstellen.

 

Hallo Homöopathie:

Homöopathie in Aktion hat 2015 in Zusammenarbeit mit Homöopathie ohne Grenzen (HOG) ein Flüchtlingsprojekt gegründet: Homöopathie für Flüchtlinge in Deutschland. Wie arbeitet das Flüchtlingsprojekt? Überschneiden sich die beiden Projekte oder gibt es Unterschiede?

Regina Mössner:

Es überschneidet sich natürlich etwas, weil wir bei HiA ja von Anfang an Flüchtlinge behandelt haben. Aber es gibt viele HiA-KollegInnen, die zusätzlich im Flüchtlingsprojekt mitmachen.

Als HOG (Homöopathie ohne Grenzen) uns damals angefragt hatte, ob wir ein gemeinsames Projekt machen, war ich sehr begeistert!

Wir haben sofort bei uns und bei HOG gefragt, wer mitmachen möchte. So entstand ziemlich schnell eine große Anzahl von KollegInnen aus HiA, HOG und auch solchen, die in keinem von beiden organisiert waren. Wir haben dann viel Energie darauf verwendet, die Kollegen lokal zu vernetzen und sie z. B. durch die Organisation von Fortbildungen zur Traumathematik und durch Erarbeitung von rechtlichen Handreichungen zu unterstützen. So sind sehr gute Gruppen entstanden, die gemeinsam Unterkünfte kontaktierten, dort Behandlungsplätze bekamen und Informationen auslegten, die wir in bis zu 11 Sprachen übersetzen ließen. Die Behandlungen selbst liefen in vieler Hinsicht ganz anders ab als wir das als Homöopathen in unseren Praxen gewohnt waren: provisorische Behandlungsräume, Anamnesen mit Übersetzern - und dies noch unter Zeitdruck - und sehr oft zu zweit: Ein Kollege führt das Gespräch, der andere beobachtet und repertorisiert nebenher. Dann kann sehr schnell gemeinsam eine Mittelentscheidung getroffen werden. Das war neu und sicher nicht immer einfach, aber von den meisten haben wir positive bis begeisterte Rückmeldungen bekommen über diese neue Erfahrung. Zudem konnten auf diese Weise in den Anfangsjahren die große Anzahl an Patienten schneller bewältigt werden. Jetzt sind die Flüchtlinge meist länger in einer Unterkunft und werden nicht so schnell weiter- oder abgeschoben, sodass ausführlichere Anamnesen (Aufnehmen der Krankengeschichte) und auch FollowUps (Folgebehandlungen) gemacht werden können.

Wir sind sehr gespannt, wie es in beiden Initiativen weitergeht.

 

Hallo Homöopathie:

Welche Erfahrungen haben Sie in der Arbeit mit Homöopathie in Aktion gemacht?

Regina Mössner:

So unterschiedlich wie die Menschen sind auch die Erfahrungen in der Arbeit von HiA.

Das Spektrum der Problematiken von HiA-Patienten ist jedoch schon ein deutliches Abbild der Lebenssituation von Menschen, die finanziell, psychisch und sozial abgerutscht sind und staatliche Unterstützung brauchen.

Der Auslöser für die Arbeitslosigkeit kann sowohl ein bereits bestehendes körperliches oder psychisches Problem sein, aber auch umgekehrt kann der Verlust des Arbeitsplatzes seelische und dann sekundär auch körperliche Krankheiten hervorrufen. So sind wir häufig mit dieser Kombination konfrontiert. Nicht selten wurde den Patienten von ärztlicher Seite bedeutet, es könne nichts mehr für sie getan werden, sie müssten eben damit leben. Dies ist eine weitere von oft schon vielen Kränkungen und Ausgrenzungen für die Betroffenen. Und damit auch weitere Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit. So haben es die Homöopathen immer wieder mit Menschen zu tun, die ganz am Boden sind und deren Behandlung nicht nur gutes Fachwissen erfordert, sondern auch Geduld, Sensibilität und Erfahrung im Umgang mit diesen Patienten. Umso schöner ist es dann aber, wenn man im Fortschritt des Heilungsprozesses miterleben kann, wie in den Menschen wieder ihr gesundes Selbst erwacht, die Welt neu erlebt wird und sich neue Perspektiven öffnen.

Auch die Behandlung von Kindern ist uns ein großes Anliegen. Denn je früher eine Störung, ein Trauma, auch eine körperliche Erkrankung geheilt werden kann, desto freier kann sich die Persönlichkeit zu dem entfalten, was sowohl das Individuum als auch die Welt braucht: Menschen mit positiver Weltsicht/Grundeinstellung und der Fähigkeit ein kooperatives Mitglied der Gesellschaft zu sein.

Das ist meine Vision.

 

Hallo Homöopathie:

Vielen Dank für das Interview!

Wenn Sie Homöopathie in Aktion mit einer Spende unterstützen möchten, finden Sie hier alle wichtigen Informationen.

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